Donnerstag, September 30, 2010

Ein Piratenroman


„Beim Barte Neptuns“ murmelte der verwegen aussehende Mann, und lüftete kurz seine Augenklappe, auf der ein Totenkopf und zwei gekreuzte Knochen prangten.
Schon seit vielen Jahren betrieb er Freibeuterei, aber so unglücklich wie heute hatte ihn die Piraterie noch nie gemacht.
Dabei hatte alles so gut begonnen: Der Unterdrückung überdrüssig, hatten sich er und seine Kollegen zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen Unverstand und all den anderen Allotria vorzugehen, der sagen wir: weitgehend unbescholteten Menschen wie ihnen das Leben so schwer machte.
Und nun das. Der Mann schüttelte den Kopf. Um sich besser austauschen zu können – schließlich war man über die sieben Weltmeere verstreut – waren die Piraten dazu übergegangen, sich in sogenannten Mails, also mehr oder weniger kurzen, per Eilzustellung versandten Depeschen miteinander auszutauschen. „Was für ein verdammter Unsinn“, entfuhr es ihm, während er die längliche Botschaft eines Mitstreiters las, der an Bord der „LinksgleichRechts“ segelte, einem verrufenen Schoner, dessen Crew sich aus ganz besonders unbedarften Männern zusammensetzte.
Der Mann nahm seufzend einen großen Schluck Bier aus einem Zinnkrug, der ihn auf allen seinen Reisen begleitet hatte. Ein schwarzer Rabe prangte auf dem aufwändig gearbeiteten Gefäß...

(wird fortgesetzt)